Wandern auf Madeira – Urlaub in den Bergen


Eine Wandertour im Blumenmeer. Farben, wohin das Auge blickt. Urlaub auf Madeira, das ist nichts für Strandfüchse und Sonnenanbeter. Da wird der Tourist gefordert, muss bergauf, bergab. Nie steil, denn es geht den Levadas entlang, einem rund 5.000 Kilometer langen Netz von Bewässerungskanälen, das afrikanische Sklaven in den Fels gehauen haben. Rinnsale sind das, zehn bis 20 Zentimeter tief, eine Handspanne vielleicht in der Breite. Ein einzigartiges Wanderrevier, immer nur dem plätschernden Wasser nach.
Wandertouren auf Madeira
Die Herausforderung an den Wanderer liegt einzig in der Höhe, in denen die Levadas verlaufen. Zwar weisen die Wege nur geringes Gefälle auf, doch die Wasserrinnen wurden in schwindelerregenden Höhen oft so knapp an den Fels geklebt, dass es auf der einen Seite steil den Berg hinaufgeht – und auf der anderen Seite des eigentlich gemütlichen Wanderweges fällt das Gelände einige hundert Meter tief steil ab. Nur der Schwindelfreie gelangt hier mitunter problemlos ans Ziel. Und das liegt oft mehrere Stunden vom Ausgangspunkt entfernt.
Zwei bis drei Stunden etwa dauert die Tour von Machico bis zur Ponta de São Lourenço an der südöstlichsten Spitze Madeiras. Mächtige, grün überwucherte Klippen steigen hier aus dem Atlantik. Irgendwo dahinter liegt Afrika. Picknickplätze mit großartiger Aussicht entlohnen für die Mühe der Wanderung. Auch die wieselflinken Eidechsen, zutraulich, fast handzahm, sorgen für Entspannung und Unterhaltung. Sie raufen beim Picknick um jeden hingeworfenen Brösel, krabbeln auf der Suche nach besonderen Leckerbissen auch schon mal in eine Handtasche.
Die Hochebene von Rabaçal gehört auf jeden Fall zum madeirensischen Wanderprogramm. Ein Levada führt zu den 25 Fontes, den 25 Quellen. Entlang des Weges verdeckt üppiger Farn den Abgrund, der sich knapp neben dem Weg auftut. Gut eine Stunde dauert der Weg bis zum Wasserfall, der von oben in ein kristallklares Bassin stürzt. Bei Hin- und Rückweg gilt: Im Gegenverkehr tritt der Mutigere zur Seite…
Diese Levadas müssen auch gepflegt werden. Dazu gibt es einen – wohl einzigartigen – Berufszweig, den des “Levadeiro”. So heißt der “Mann, der das Wasser bringt”. Ihm begegnet man während der Wanderungen immer wieder, kann zuschauen, wie er mit Schaufel und Besen den Wasserkanälen entlang zieht, Steine und Blätter aus den Levadas fischt und für die richtige Bewässerung der Grundstücke sorgt.
Nach der langen Wanderung rinnt nicht nur dem Levadeiro der Madeira geschmeidig durch die Kehle. Madeira: Je älter desto besser. Senhor Anibal D. Camacho, Inhaber der Kellerei von Pereira de Oliveira, ist ein ganz besonderer Genießer eigener Tropfen. Bei der Verkostung gerät er ins Schwärmen – und weil seine Handvoll Gäste anscheinend zur Gilde der Kenner und Genießer gehört, öffnet er stolz nach den obligaten drei- bis fünfjährigen Flaschen Jahrgänge die 30, 40 Jahre auf der Flasche liegen. Ein Traum. Und dem verzückten “harten Kern” kredenzt Senhor Camacho schließlich einen Vinho aus dem Jahre 1900: “Jetzt trinken wir wirklich Geschichte!”, schwärmt er selbst.
Im Anschluss an die Wanderreise steht ganz oben auf der Wunschliste ein herrliches, erfrischendes Bad im Meer – als Entschädigung für Muskelkater und Wasserblasen. Doch die Strände Madeiras lassen viele Wünsche offen. Einzig die Pools der großen Hotels bieten Badespaß. Madeira-Kenner jetten da schnell hinüber nach Porto Santo und sind eine gute halbe Stunde später an einem neun Kilometer langen, goldkörnigen Sandstrand. Viel Platz für Einsiedler, genug Auslauf für Strandspaziergänger. Im beschaulichen Hauptort Villa Baleira gibt es einige ursprüngliche Kneipen, vier Hotels, eine Diskothek. Hier ist ein Paradies der Stille, sagen die Inselbewohner. Wohl wahr. Und die Kinder der Insel soll ja schon Christoph Kolumbus geschätzt haben. Er war mit einer Einheimischen verheiratet.
Wer mehr von der Insel sehen möchte, kann mit dem Taxi, dem Mietwagen, Fahrrädern oder Mopeds auf Entdeckertour gehen. Vielleicht sogar wieder ein wenig auf Schusters Rappen?
Tipps für Reisen
Früher war Madeira ein wichtiger und berühmter Hafen. Viele Touristen kamen mit dem Schiff. Heute hat das Flugzeug Priorität. Nach 4 1/2 Flugstunden taucht die Atlantikinsel bereits auf. Im Charterverkehr ohne Zwischenlandung. Die Linien-Carrier machen üblicherweise einen Stoppover in Lissabon, der mit Umsteigen verbunden ist. Der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Madeira beträgt minus eine Stunde.
Zwischen den Jahreszeiten und auch zwischen Tag und Nacht gibt es nur geringe Temperaturunterschiede. Allerdings muss immer wieder mal mit Regen gerechnet werden. Nicht umsonst hat Madeira ja eine so üppige Vegetation. Gute, feste Schuhe, Regenjacke und vielleicht ein Schirm gehören also ins Gepäck.