Rumänien Reisen: Bukarest, Karpaten, Schwarzes Meer + Donau


Die eine oder andere skeptische Miene ist einem wohl immer noch sicher, wenn man erklärt, in Rumänien seinen Urlaub zu verbringen. Dabei ist Rumänien ein schönes und vielfältiges Land, wenn da nur das eher schlechte Image nicht wäre. Es sind heute zwar längst nicht alle Probleme gelöst, aber so manches hat sich doch verändert. Und seit Anfang 2007 ist der Balkanstaat auch EU-Mitglied. Rumänien als Urlaubsland? Die Antwort kann nur lauten: ja. Denn wer sich das Land zwischen Ungarn, Donau und Schwarzem Meer eher dunkel und düster vorstellt, wird überrascht sein, wie hell und freundlich es in Wirklichkeit ist.
Rumänien als Land voller Kontraste
Aber Rumänien ist auch ein Land voller Kontraste. In der Hauptstadt Bukarest gibt man sich modern, während in den ländlichen Gebieten die Zeit seit 100 Jahren stehen geblieben zu sein scheint. An den Stränden des Schwarzen Meeres Massentourismus und Partylaune, in den Bergwelten der Karpaten dagegen unberührte Natur und Stille. Architektonischer Größenwahn und sozialistischer Plattenbau aus der Ceausescu-Ära auf der einen, jahrhundertealte Holzkirchen, Klöster und Kirchenburgen auf der anderen Seite. Es gibt also viel zu entdecken.


Eine der bekanntesten Regionen Rumäniens ist Siebenbürgen, manchen noch besser bekannt als Transsylvanien, Heimat des Grafen Dracula. Siebenbürgen hat seinen Namen von den sieben deutschen Siedlungen, die vor rund 850 Jahren hier gegründet wurden. Damals gehörte die Region zu Ungarn. Um sie zu besiedeln, lockte König Geza II. vor allem Menschen aus dem Rheinland hierher. Die Siebenbürger Sachsen haben ihre deutschen Wurzeln über die Jahrhunderte gepflegt und viele Traditionen beibehalten. Heute leben nur noch wenige hier, die meisten sind spätestens in den 1990er Jahren nach Deutschland gezogen.
Kirchenburgen als Zufluchtsorte
Die trutzigen Kirchenburgen, die über vielen Dörfern wachen, gehören zu den Hauptattraktionen Siebenbürgens. In früheren Zeiten dienten sie den Dorfbewohnern bei Überfällen als Zufluchtsort. Ausgeklügelte und stets bestückte Vorratsräume ließen die Menschen auch Belagerungen überstehen. Über 150 dieser wehrhaften Kirchen sind noch erhalten, nicht wenige davon allerdings vom Verfall bedroht. Es fehlt das Geld für ihre Erhaltung.


Und doch tut sich was: es gibt einen Kirchenburgenschutzverein und auch der englische Mihai Eminescu Trust gibt Geld für Restaurierungen. Wie beim ehemaligen Bischofssitz in Biertan (Birthälm), der seit 1993 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Überall in Rumänien waren Baudenkmäler und historische Gebäude vom alten Regime jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben. Und das war nicht mal das Schlimmste: Nicht weit von Biertan entfernt liegt das Städtchen Sighisoara (Schäßburg), dessen historische Altstadt fast den Modernisierungsplänen des Ceausescu-Regimes zum Opfer gefallen wäre. Sie sollte komplett abgerissen werden. Der politische Wandel verhinderte dies glücklicherweise.
Hauptstadt Siebenbürgens: Sibiu
Auch Sibiu – das frühere Hermannstadt – erstrahlt im neuen Glanz: Plätze, Gebäude, Museen und Theater wurden in den vergangenen Jahren restauriert, Hotels neu gebaut oder modernisiert. Gegründet wurde Sibiu im Jahre 1150, Villa Hermanni hieß es damals. Dass viele Gebäude der Altstadt die Jahrhunderte überdauert haben, hat einen bestimmten Grund: sie konnte wegen ihrer hervorragenden Befestigung nie eingenommen werden und wurde so von Zerstörungen verschont.


Die Oberstadt ist von ihren großzügigen Plätzen geprägt. Einen schönen Überblick erhält man vom Turm des Rathauses, das am südlichen Ende des Marktplatzes liegt. Ganz anders die Unterstadt. Über Stiege, Treppen und durch enge Gassen geht es hinunter in diesen verwinkelten Teil der Altstadt.
Natur pur und bäuerliches Leben
Naturliebhaber kommen vor allem in der Bergwelt der Karpaten und im Donaudelta auf ihre Kosten. Die Gebirgszüge Rumäniens mit ihren teilweise über 2.500 Meter hohen Gipfeln zeigen sich wild und ursprünglich. Sie sind kaum erschlossen und anders als in den Alpen führen hier nicht an jeder zweiten Ecke Seilbahnen oder Lifte in die Höhe. Die gute Aussicht muss man sich noch wirklich erarbeiten.
Aber für Wanderer und Bergsteiger ist gesorgt: es gibt markierte Wanderwege, Klettersteige und einfache Berghütten zum Übernachten. Der Ursprünglichkeit der Berge ist es wohl auch zu verdanken, dass in Rumänien eine der größten Populationen von Bären, Wölfen und Luchsen zuhause ist: Obwohl sie noch bis in die 1990er Jahre mehr oder weniger stark bejagt wurden. Heute kann man ihnen friedlich nachspüren, mit den Wölfen heulen oder Meister Petz aus sicherer Entfernung beim abendlichen Mahl zusehen.


Und dann ist da ja noch Dracula, der dunkle Fürst aus Transsylvanien. Für die Legende des blutsaugenden und lichtscheuen Grafen soll eine reale, nicht weniger unangenehme Figur aus dem 15. Jahrhundert Pate gestanden haben: Vlad III. mit dem Beinamen “der Pfähler”. Doch viele Menschen lassen sich gerne gruseln. Irgendwann wollten so viele Besucher das Schloss des Vampirs aller Vampire sehen, dass den Verantwortlichen nichts anderes übrig blieb, als eines zu benennen: die Törzburg in Bran am Rand der Karpaten wurde zum Dracula-Schloss.
Sie kann das spannende Ziel einer Wanderung sein, die durch das bäuerliche Rumänien führt – vorbei an kleinen Höfen und glücklichen Schweinen, die sich laut grunzend am Zaun versammeln. Die meisten Menschen hier in den Bergen sind alt; die Jungen zieht es in die Städte. Sehr gastfreundlich sind sie auch und Fremden wohlgesonnen. Ein in die Jahre gekommener rumänischer Bauer am Wegesrand hat zwar nur noch wenige Zähne, aber gute Laune. Jeden Tag arbeitet er noch, erzählt er stolz. Heute mäht er seine Wiese. Mit der Sense natürlich. Ob man es auch einmal probieren möchte? Ja, gerne. Er verschränkt die Arme, schaut sich das Schauspiel an und amüsiert sich köstlich.
Ökotourismus als Chance für Rumänien
Vor allem für die ländlichen Gebiete wird der Öko- aber auch der Agrotourismus als Chance gesehen. Denn die Kleinbauern mit ihrer Selbstversorger-Wirtschaft haben in der neuen EU-Welt keinen Platz mehr. Damit sie trotzdem auch weiterhin ein Auskommen haben und ihre Traditionen nicht völlig verloren gehen, soll ein nachhaltiger Tourismus etabliert werden. Aber auch der funktioniert nicht ohne Modernisierung: Touristen geben sich zwar gerne nostalgischen Gefühlen hin, wenn der alte Pferdewagen über die Dorfstraße zuckelt und die Schafhirten mit ihrer Herde über die Bergwiesen ziehen. Bei einem Plumpsklo reagieren sie aber doch leicht irritiert.


Und so hat sich in den letzten Jahren viel getan. Initiativen wurden gegründet, neue Pensionen gebaut und hier und da das System des “Bed & Breakfast” eingeführt. Ein schönes Beispiel ist das siebenbürgische Dorf Viscri, das auch unter dem Namen Deutschweißkirch bekannt und Unesco-Weltkulturerbe ist.
Auf der Hauptstraße trotten jeden Abend rund 50 bis 60 Kühe zielstrebig von der Weide durch das Dorf zurück in ihren Stall. Vor allem für den westeuropäischen Großstädter ein beeindruckendes Schauspiel. Und auf dem Hügel über dem Dorf thront natürlich auch eine der berühmten Siebenbürger Kirchenburgen. Die Dorfbewohner wurden darin unterstützt, Gästezimmer einzurichten. So wohnt man bei den unglaublich gastfreundlichen Rumänen mit Familienanschluss. Und mit der Verständigung klappt spätestens nach dem zweiten Glas selbst gebrannten, hochprozentigen Pflaumenschnaps auch.
Essen und Trinken in Rumänien
Restaurants gibt es in allen Städten. Auf dem Land sieht es etwas anders aus, dort findet sich häufig nur so etwas wie eine kleine Bar. Die Landesküche ist sehr vielfältig und von ungarischen, österreichischen und türkischen Einflüssen geprägt. Die Rumänen essen gerne und für das Trinken gilt dasselbe. Zu Beginn einer Mahlzeit gibt es immer einen selbstgebrannten Schnaps, den man auch nicht ausschlagen sollte.
Wer in ländlichen Gebieten übernachtet, wird meist bei oder mit den Gastgebern essen und die besondere Gastfreundschaft in Rumänien kennenlernen. Oft und gerne wird auch mal das eine oder andere Trinklied angestimmt.
Unbedingt probieren sollte man den Branza de Burduf, ein gesalzener Schafskäse, der eingerollt in Fichtenrinde reift und oft von Bauern oder Schäfern an Straßenständen angeboten wird.
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