Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt: Auf den Spuren des Hochmittelalters und der Christianisierung


Die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt wurde im Mai 1993 in Magdeburg eröffnet. Bei der Eröffnungsveranstaltung im Kloster Unser Lieben Frauen war auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker zugegen. Die Straße der Romanik, welche eine Gesamtlänge von etwa 1.200 km aufweist und in eine Nord- und Südroute unterteilt ist, nimmt in Magdeburg ihren Ausgangspunkt und schlängelt sich wie eine Acht durch das gesamte Land Sachsen-Anhalt.
Historischer Hintergrund der Straße der Romanik
Sachsen-Anhalt bietet einen in Deutschland einzigartigen Reichtum an romanischen Bauwerken. Zahlreich sind die Zeugnisse aus dieser Zeit, welche von ca. 950 bis 1.250 andauerte. Die Romanik gilt als die erste große europäische Kunstepoche seit dem Ende der Antike.
Die in Sachsen-Anhalt vorhandenen Sakralbauten weisen die für die romanische Epoche typischen Zeichen auf. Dabei stehen große Rundbögen in Verbindung mit wuchtigen Steinmassen und dicken, teils festungsartig anmutenden Mauern mit kleinen Fenstern und Würfelkapitellen an den Säulen. Überwölbungen in den Kirchen dienen dazu, große Raumweiten zu überbrücken.
Alle romanischen Bauwerke bestechen durch ihre Größe und Mächtigkeit, was ein Symbol für die Allmacht Gottes und die Stärke des Christentums sein sollte. Darüber hinaus gilt Sachsen-Anhalt auch als das Kernland des frühen deutschen Königtums. Davon zeugen zahlreiche Dome, Burgen, Klöster und Kirchen.
Es gibt mittlerweile fast 90 romanische Objekte über ganz Sachsen-Anhalt verteilt. Zum 25-jährigen Jubiläum dieser Ferienstraße 2018 wurden auch Spezialrouten konzipiert, zum Beispiel die Weinroute, Klassikroute oder Klosterroute. Auf dieser Seite findest du auch viele Bilder zu den einzelnen romanischen Bauwerken.
Landschaften der Straße der Romanik: Altmark, Börde, Harz, Anhalt-Wittenberg, Saale-Unstrut-Tal
Eingesäumt wird die Straße der Romanik von solch reizvollen Landschaften wie der Altmark und der Börde im Norden, von Anhalt-Wittenberg in der Mitte und vom Saale-Unstrut-Tal im Süden. Mit dem Harz befindet sich auch das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands auf dem Gebiet der Straße der Romanik.


So verspricht ein Besuch der Straße der Romanik nicht nur ein intensives Kulturerlebnis, sondern auch Natur pur. Die Altmark umfasst den Norden Sachsen-Anhalts. Als Teil des Norddeutschen Tieflands ist sie von Wäldern und Heide durchzogen und gilt als eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Durch die östliche Altmark fließen die Elbe und die Havel. Die Börde ist eine fruchtbare Niederung, für die sowohl das flache, weitgehend baumarme Land als auch der Lößboden charakteristisch ist.
Zu Anhalt-Wittenberg wird die gesamte Region entlang der Elbe und des Fläming gezählt. Der Fläming ist ein in der Saaleeiszeit geformter
Höhenrücken von ca. 30 bis 50 km Breite.
Das Saale-Unstrut-Tal im Süden
Sachsen-Anhalts ist von Burgen und Schlössern durchzogen, die meist hoch oben über der Saale thronen. Diese
Region ist nicht nur berühmt für ihre idyllischen Flusslandschaften, sondern
auch für ihre guten Weine. Vor allem der trockene Weißwein erfreut sich großer
Beliebtheit.
Sehenswürdigkeiten auf der Nordroute der Straße der Romanik
Die Nordroute der Straße der Romanik beginnt in Magdeburg. Dort befindet sich mit dem Magdeburger Dom ein spätromanisch-gotisches Bauwerk, dessen Ursprünge sich bis in die Anfänge deutscher Geschichte zurückverfolgen lassen.


Das Kloster Unser Lieben Frauen ist das älteste Gebäude in Magdeburg und wurde im Laufe der Zeit von ganz unterschiedlichen Bischofspersönlichkeiten und von unterschiedlichen Ordensgemeinschaften geprägt. Dies alles hatte ganz unmittelbare Auswirkungen auf das Baugeschehen des Klosters, die heute noch gut sichtbar sind. Das Kloster beherbergt heute ein Kunstmuseum für Gegenwartskunst und Skulpturen.
Benediktinerklöster in Sachsen-Anhalt
Eine weitere Station auf der Nordroute der Straße der Romanik ist Groß Amersleben: Hier befindet sich mit dem aus dem zuerst gegründeten Augustiner-Chorherren-Stift ein bis 1804 bestehendes Benediktinerkloster ein bedeutendes Zeugnis der Romanik.
Auch weitere Zeugnisse der Benediktiner entlang der Straße der Romanik künden vom einstmals bedeutsamen Einfluss dieses Ordens in der Region. Ein weiteres ehemaliges Benediktinerkloster findet sich zum Beispiel in Hillersleben. Dieses wurde vermutlich in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts gegründet. Die in der Ortschaft Walbeck gelegene Ruine der Stiftskirche wurde wahrscheinlich im Jahre 942 gegründet und dann als Kollegiatsstift der Benediktiner genutzt.
In Arendsee befindet sich ein weiteres Benediktinerinnenkloster, welches im Jahre 1183 durch den Markgrafen Otto I. gegründet wurde. Die Klosterkirche ist eine kreuzförmig gewölbte Pfeilerbasilika mit drei Apsiden. Die Friedhofskapelle Bebertal wurde im 9. Jahrhundert unter Bischof Hildegrim als Taufkirche gegründet. Sie ist ein Saalbau aus Feldstein und hat zwei frühromanische Rundfenster in ihrer Südwand.
Havelberger Dom und Kloster Jerichow
Als Wahrzeichen der Stadt Havelberg gilt der Havelberger Dom. Dieser liegt auf einer Anhöhe über der Havel und ist trotz gotischem Umbau weitgehend erhalten geblieben. In den oberen Klostersälen der mittelalterlichen Dom-Kloster-Anlage befindet sich auch das Prignitz-Museum, welches eine umfangreiche Sammlung zur Prignitzer Regionalgeschichte, zur Dombaugeschichte und zur Havelberger Stadtgeschichte beherbergt.


Ein weiterer bedeutsamer Ort auf der Straße der Romanik ist Jerichow. Hier befindet sich Kloster Jerichow als altehrwürdiges Stift des Ordens der Prämonstratenser. Das Kloster ist in der Spätromanik aus vor Ort gefertigten Backsteinen erbaut worden. Die ganze Anlage ist weitgehend unverändert erhalten geblieben und liegt im Elbe-Havel-Winkel am Rande eines Naturschutzgebietes in den Elbniederungen.
Sehenswürdigkeiten auf der Südroute der Straße der Romanik
Auch die Südroute der Straße der Romanik nimmt ihren Ausgangspunkt in Magdeburg und bietet noch mehr romanische Sehenswürdigkeiten; so zeugen zahlreiche Kirchen und Klöster auch hier von der Zeit der Benediktiner. Ehemalige Benediktinerklöster sind die Klosterkirche St. Peter und Paul in Hadmersleben, die Klosterkirche Gröningen, die Stiftskirche Hamersleben und das Kloster Huysburg.
Weitere Klöster und Weltkulturerbestadt Quedlinburg
Die Klosterkirche in Ilsenburg im Harz zeichnet sich durch ein Mittelschiff aus, welches ebenso wie das südliche Seitenschiff noch voll erhalten ist. Das Gleiche gilt für den südlichen Kreuzarm und den Hauptchor.
In Blankenburg-Michaelstein befindet sich ein ehemaliges Zisterzienserkloster, welches im Jahre 1139 gegründet wurde. Das Kloster Helfta bei Eisleben beherbergt einen noch heute aktiven Klosterkonvent der Zisterzienserinnen. Hier haben so berühmte Heilige wie Gertrud von Helfta gelebt.


Teil der Südroute der Straße der Romanik ist auch die Weltkulturerbestadt Quedlinburg mit ihrer Stiftskirche St. Servatius und der Krypta der Wipertikirche. Die Stiftskirche St. Servatius ist der bedeutendste bis heute erhaltene Bau der hochromanischen Architektur in Deutschland und beherbergt in anliegenden Räumlichkeiten auch den Quedlinburger Domschatz.
Burg Querfurt und Burg Giebichenstein
In Querfurt befindet sich eine ältesten Feudalburgen Deutschlands. Sie ist eine Talrundburg und liegt westlich oberhalb der Stadt. Das Museum der Burg Querfurt bietet Informationen zur Burg- und Regionalgeschichte, zur Ur- und Frühgeschichte und über das Naturparkcenter Saale-Unstrut-Triasland.


Memleben ist sowohl Sterbeort von König Heinrich I. als auch von seinem Sohn Kaiser Otto I. Hier sind auch noch Reste einer Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert und einer Klosterruine aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts erhalten.
Die Burg Giebichenstein in Halle ist ein Komplex aus alter Burg, Oberburg und Unterburg. Sie war Hauptresidenz der Erzbischöfe von Magdeburg, welche einmal die Stadtherren von Halle waren.
Weitere wichtige Stationen der Straße der Romanik im Süden von Sachsen-Anhalt befinden sich in Naumburg, Bad Kösen und Merseburg. Naumburg und Merseburg sind vor allem für ihren Dom berühmt und in Bad Kösen befindet sich sowohl die Burg Saaleck als auch die Rudelsburg. Beide sind hoch oben über der Saale gelegen.